Großschaden in einem Einkaufszentrum
Trocknung eines Gussasphalt-Estrichs auf Holzfasermatten
Anfang Juni 2015 ereignete sich infolge von Starkregen ein folgenschwerer Wasserschaden in einem Einkaufszentraum mit angeschlossenen Büroräumen in Bretten, Baden-Württemberg. Betroffen war eine Fläche von etwa 2.500 qm darunter ein Supermarkt, eine Bäckerei und ein Schuhgeschäft. Um einen längeren Betriebsausfall zu vermeiden und eine fachgerechte Trocknungsmaßnahme durchzuführen, wurde das Ingenieurbüro Tobias Ritzer über die Sachverständigengesellschaft Isstas & Thees zur Schadenbehebung hinzugezogen.
Der enorme Wassereintritt vernässte auf einer Gesamtfläche von etwa 2.500 qm insbesondere den Bodenaufbau. Im Schadenobjekt handelte es sich um einen sehr speziellen Bodenaufbau, genauer einem Heißasphalt mit Holzfasermattendämmung.
Dieser Bodenaufbau gilt in Fachkreisen als sehr schwierig zu trocknen, da zum einen die Holzfasermatten sehr viel Wasser aufnehmen, relativ schnell einem Zersetzungsprozess unterliegen und zur Schimmelpilzbildung neigen. Wegen des geringen Luftdurchsatzes ist die Trocknung eines solchen Bodenaufbaus zudem technisch sehr aufwendig und langwierig.
Bild 2: Schematischer Bodenaufbau Schadensobjekt
Um sicherzugehen, dass im vorliegenden Schadenfall die Durchführung einer Trocknungsmaßnahme grundsätzlich möglich war, wurde zunächst auf einer kleinen Teilfläche ein Trocknungsversuch unternommen. Als erfreulicherweise absehbar war, dass die Trocknungsmaßnahme möglich ist, wurden weitere Geräte aufgebaut. Insgesamt kamen rund 45 Vakuumsysteme und etwa 40 Kondensattrockner zum Einsatz.
Vor Beginn der eigentlichen Trocknungsmaßnahme wurde der Bodenaufbau desinfiziert. Hierfür wurde über spezielle Pumpen mit hohem Druck ein Desinfektionsschaum in den Bodenaufbau eingebracht. Durch die Anwendung eines Desinfektionsschaums statt einer Lösung wird eine weitere zusätzliche Vernässung auf ein Minimum beschränkt. Des Weiteren wurden die vorgestellten Gipskartonwände im Sockelbereich demontiert und mit neuen Platten provisorisch verschlossen, um eine optische Beeinträchtigung zu vermeiden.
Das Hauptziel der Trocknung war es, den laufenden Betrieb der Geschäfte nicht zu unterbrechen, wie es bei einer Demontage und Erneuerung des Bodenaufbaus für längere Zeit der Fall gewesen wäre. Hierdurch wären enorme Betriebsausfallskosten entstanden. Die Trocknungsgeräte wurden daher außerhalb der Geschäftsräume in Folienzelten aufgebaut und zu den betroffenen Flächen mittels Schläuchen entsprechend hingeführt. Die Schläuche der Vakuumsysteme wurden barrierefrei an der Decke installiert. So konnte zum Beispiel ein sehr gut frequentiertes Café ohne größere Beeinträchtigungen seinen Betrieb während der gesamten Maßnahme aufrecht erhalten.
Nach einer Trocknungsdauer von etwa ein bis zwei Monaten konnten die Geräte abgebaut werden. Die lange Trocknungsdauer erklärt sich zum einen durch den eingangs beschriebenen Bodenaufbau und zum anderen aber auch durch die großen Schlauchlängen, die den Wirkungsgrad der eingesetzten Maschinen erheblich reduzieren. Die Wirksamkeit der Desinfektionsmaßnahme wurde während und am Ende der Maßnahme über ein Labor geprüft. Sämtliche Proben zeigten zum Abschluss der Maßnahme keinerlei Auffälligkeiten. Durch firmeneigene Handwerker wurden im Anschluss daran die notwendigen Wiederherstellungsarbeiten in erster Linie Maler und Bodenbelagsarbeiten durchgeführt.
Wasserschäden mit einem solchen großen Ausmaß stellen besonders hohe Ansprüche an die gesamte Schadenabwicklung. Die Durchführung engmaschiger Kontrolltermine und eine enge Zusammenarbeit mit den Ansprechpartnern vor Ort gewährleisteten auch in diesem besonderen Schadenfall eine erfolgreiche Trocknungsmaßnahme.
Bild 3: Schaumdesinfektion des Bodenaufbaus